Entlang blühender Mohnfelder und über einen landschaftlich schönen Bergpass mit Schneefeldern fahren wir über das Ferganatal bereits Kirgistan entgegen. Im Hintergrund leuchten schwach die weissen Schneeberge des Pamirgebirges. Einzelne Gipfel sind über 7000 Meter hoch. Doch wir haben zuerst einen weiteren Grenzübergang zu bewältigen.
Die Usbekischen Grenzer sind gut drauf und sehr kommunikativ. Nach einer netten Plauderei und dem Gwunder stillen, bei dem unser LKW von innen angeschaut werden durfte, verlassen wir Usbekistan. Ein Land, das wir dank den liebenswerten und kommunikativen Menschen ins Herz geschlossen haben.
Die Einreise nach Kirgistan verläuft ebenfalls problemlos, da wir als Gruppe angemeldet sind. Wir fahren noch zehn Kilometer weiter in die Fergana Stadt Osch. Osch liegt auf knapp 1000 Metern und ist ebenfalls ein Knotenpunkt der alten Seidenstrasse.
Mit Uljana, der neuen kirgisischen Reiseleiterin erkunden wir am nächsten Tag die Stadt. Drei Ziele werden herausgepickt. Am frühen Morgen besuchen wir einen Viehmarkt, danach besteigen wir die Pilgerstätte des Aussichtsberges Sulejman Too. Am heutigen Sonntag ist Beginn des Ramadan, so sind sehr viele Ausflügler unterwegs. Hier treffen wir das erste Mal auf vollverschleierte Frauen und Männer mit ihren traditionellen weissen hohen Filzhüten. Es tut richtig gut, auch mal wieder zu Fuss unterwegs zu sein.
Am frühen Nachmittag besuchen wir noch den Markt, wo wir uns mit frischen Früchten und Gemüse eindecken können. Den Abend lassen wir mit einem gemeinsamen Grillspiess – Essen ausklingen.
Von Osch fahren wir entlang der Usbekischen Grenze über eine landschaftlich reizvolle grüne Landschaft dem türkis schimmernden Fluss Naryn entgegen. Die Landschaft wird immer spektakulärer. Der Fluss schlängelt sich durch eine karge Gebirgslandschaft, die am traumhaft gelegenen Toktogul- See mit einer schneebedeckten Gebirgskette im Hintergrund ihren Höhepunkt findet. Und hier werden wir übernachten!
Erstaunlicherweise ist das Wasser sogar warm genug für einen Schwumm. Einfach herrlich!
Heute, am 7. Mai 2019 fahren wir eine der schönsten Strecken auf unserer bisherigen Reise. Wir fahren in die fantastische Gebirgswelt der kirgisischen Berge und bezwingen zwei noch schneebedeckte Pässe. Der höhere Ala Bel Pass, mit 3180 Metern ist noch fast vollständig mit Schnee bedeckt. Der 2560 Meter hohe Töö Ashuu Pass dagegen schon etwas aper. Dazwischen erstreckt sich ein wunderbares Hochtal, mit gelb blühenden Wiesen, auf denen die ersten Halbnomaden bereits wieder ihre Jurten einrichten. Gerne wäre ich eine Nacht in dieser wunderbaren Gebirgslandschaft geblieben. Doch wir fahren gemäss Programm noch hinunter ins Tal, in die Hauptstadt Bischkek.
Bischkek, die kirgisische Hauptstadt, mutet sehr russisch an. Mit monumentalen Plätzen und russischen Wohnblocks aus Stalins Zeiten. Es gibt auch viel Pomp mit Wachablösungen auf dem Alatoo -Platz Platz. Die Stadt ist überall mit roten Fahnen geschmückt, denn morgen wird der 9. Mai, der Sieg über Nazi Deutschland gefeiert.
Die Stadt besitzt viele Grünanlagen und ist deshalb im Sommer bei 45 Grad relativ angenehm zum Leben. Dies bestätigt uns Uljana, unsere kirgisische Reiseleiterin, die in Bischkek zu Hause ist.
Auf dem riesigen Markt finden wir allerhand fremdartige und interessante Speisen. Was aussieht wie unsere Fasnachtschüechli schmeckt auch wie diese. Viele Speisen muten asiatisch an, die Grenze zu China kommt in Reichweite. Uljana erklärt, dass die besten Salate hier am Ort von Koreanerinnen zubereitet werden.
Nachdem wir auf Max’s Geburtstag angestossen haben, geniessen wir in einem Kirgisischen Restaurant ein gemeinsames Essen mit Musik. Nach Salat und Suppe kommen noch riesige Platten mit Fleisch und Fisch. Wer soll das alles essen?
Heute besuchen wir auf der Fahrt zum Issikul See, noch die Überbleibsel der Stadt Balasagun oder Burana, ein geschichtsträchtiger Ort in Kirgistan. Im 8. bis 12. Jahrhundert war Balasagun eine der bedeutendsten Städte in Zentralasien mit 40 Freitagsmoscheen und über 200 kleineren Moscheen. Heute steht bloss noch ein halber Minarett- Turm und viele rätselhafte Menschensteine, was dem Unesco Welterbe Platz ein mysteriöses Aussehen verleiht. Hier wurden auch Petroglyphensteine und Mühlesteine zusammengetragen. Alles Überreste aus vor islamischer Zeit.
Nach soviel Steppe und Berge fahren wir heute an das kirgisische Meer, den Issikul See. Wo früher bloss hohe Funktionäre aus UDSSR Zeiten Ferien machen durften, dürfen heute auch westliche Touristen ihre Füsse in den türkisen und von Schneebergen umgebenen See strecken. Der leicht salzhaltige See liegt auf 1600 Meter und besitzt keinen Abfluss. Die umgebenden Schneeberge des Ala- Too- Gebirges speisen diesen See und sind um die 5000 Meter hoch.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, eine Fahrt in die südliche Bergkette des Thien Shan oder Himmelsgebirge zu unternehmen. Wir finden abseits der Hauptpiste zu einer Goldmine eine kleine Piste, die wie geschaffen für unser Fahrzeug scheint. Wir finden auf mapsme eine tolle kleine Runde durchs Gebirge. Hier gibt es endlich Landschaft pur, ohne Strommasten und sichtbare menschliche Eingriffe. Bergwelt pur! Einfach toll!
Es gefällt uns in dieser monumentalen Bergwelt so gut, dass wir gerade eine Nacht hier oben auf 3400 Meter verbringen. Hoffentlich wird es nicht zu kalt.
Die Berge locken und die Wanderschuhe werden geschnallt. Pfadlos besteigen wir einen Aussichtsberg und können uns kaum sattsehen an der Landschaft. Unten im Tal weiden Jacks, beim Fluss auf einer Wiesen grasen Steinböcke. Unzählige wohlgenährte Murmeltiere verschwinden schleunigst in ihrem Bau, wenn sie uns sichten.
Am nächsten Morgen möchten wir eigentlich die Piste weiterfahren, doch eine nicht vertrauenserweckende Brücke stoppt uns. Vergebens suchen wir nach einer Fuhrt. Wir beschließen umzukehren und über die gute Bergbaustrasse ins Tal hinunter zum Issikulsee zurück zu rollen.
Am Nachmittag geniessen wir einen gemütlichen Beachday. Am Abend hat das Team Leute aus dem Dorf organisiert, die uns Schaschlik- Spiesse braten. Wir liefern die Salate. Andrej zeigt uns den in Nachtarbeit fertig geschnittenen Film über die erste Etappe unserer Reise. Ein toller Abend mit einem wunderbar- verdächtigen Abendrot. Ob wohl ein Wetterwechsel bevorsteht?
Wie befürchtet regnet es am nächsten Morgen das erste Mal auf unserer Reise. Wir fahren in die Berge und besuchen in Kochkor eine Filzkooperative, die von einem Schweizer Hilfswerk unterstützt wird.
Weiter fahren wir über den 3000 Meter hohen Dolon Pass, wo wir in einen Schneeschauer geraten. Zum Übernachten zuckeln wir im Schneetreiben über eine Piste ein Stück weit ins Edelweisstal Richtung Song Köl See in eine fantastische Berglandschaft mit sanft grün rollenden Hügeln. Einzelne Yurten stehen verstreut in der Landschaft, Hirten treiben ihre Pferde und Kühe über die Wiesen. Die Bergkuppen sind frisch eingeschneit und wir genießen die Wärme unseres geheizten Häuschen.
Die Landschaft ist einfach grandios!
Heute fahren wir noch die letzte Etappe Richtung chinesische Grenze. Auch diese Etappe ist landschaftlich ein Genuss: Sanfte grüne Hügel umrahmt von frisch verschneiten hohen Gipfeln des Tien Shan-Gebirges. Unser letzter Übernachtungsplatz ist ebenfalls ein ganz besonderer. Wir campieren in einem wunderbaren Seitental inmitten von Nomaden, die gerade dabei sind, ihre Yurten aufzubauen. Daneben steht die renovierte alte Karawanserei von Tash Rabat, die schon vielen Reisenden Unterschlupf gewährte. Am Abend ziehen die Jacks und die Schafe ins Tal. Wir genießen einen ganz besonderen Abend: Wir sind für die Verabschiedung von Uljana und Andrej in einer Yurte zu Gast. Bewirtet werden wir mit Tee und frittierten Teigtäschchen. Daneben werden wir vom Team für den morgigen Grenzübertritt nach China instruiert.